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Autor:
Rudi alias "Das letzte Einhorn?" (Erbler Rudolf)
Irgendwie
fühlte ich mich an diesem Morgen merkwürdig. Der Wecker piepste
zwar - moderne Wecker läuten nicht sie piepsen - schien aber gleichzeitig
im Zimmer zu verhallen, sich in den ersten Sonnenstrahlen zu verlieren.
Moderne Wecker synchronisieren sich auch mit irgendeiner Atomuhr (irgendwo
in Frankfurt), die kaum mehr Unregelmäßigkeiten in der Vergänglichkeit
der Zeit zulässt, außer der Empfang wird durch atmosphärische Als
ich auf die digitale Anzeige meines Weckers blickte, zeigte dieser ...
sie war leer. Aber sie war eben nicht leer, wie bei energielosen Batterien
zu erwarten, denn das Funksymbol blinkte munter und fröhlich in den
Tag hinein. Nur die Zahlen auf der Anzeige waren eben keine Zahlen - ich
konnte sie nicht als Zahlen begreifen. Die Zeit schien nicht einfach nicht
zu vergehen, sie war einfach nicht vorhanden. Als ich die Teemaschine einschaltete
war bis zu diesem Augenblick - Zeitpunkt wäre an diesem Tag nicht
das richtige Wort gewesen - keine spürbare Zeit vergangen.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, frei in einem Raum ohne Zeit zu schweben - in einer schon unerträglichen Unendlichkeit. Aber wie oft hatte ich mir gewünscht, unendlich viel Zeit zu haben. Jetzt schien mein Wunsch in Erfüllung gegangen zu sein - und ich bekam Angst davor. Irgendwie verlor ich jegliche Orientierung und wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte. Ich beschloss, ganz schnell wieder ins Schlafzimmer zu gehen und meine Lebensgefährtin zu wecken, damit sie mir in meiner zeitlosen Verlorenheit helfen konnte. Es war vorerst mühsam, sie munter zu bekommen. Aber noch mühsamer war es für sie, mich zu überzeugen, dass ich gerade aus einem Traum erwacht war und unser Graupapagei endlich zu seinem Futter wollte. |